Sehnsucht

Sehnsucht

Ist das ein Gefühl? Oder ein Zustand? Eine Empfindung? Ein Verlangen? Am ehesten wohl eine Stimmung. Jedenfalls für mich. Eine Stimmung, die mich dann und wann überfällt. Etwas, das ich nicht steuern oder beeinflussen kann. Etwas, das auftaucht, mich ausfüllt und dann wieder verschwindet. Die Auslöser meiner Sehnsucht können Musik, bestimmte Lichtstimmungen, Weite, Sternenhimmel, Sonnenuntergänge sein. Die äußeren Umstände allein sind nicht entscheidend. Mein Inneres muss ebenfalls bereit für Sehnsucht sein. Und worauf ist meine Sehnsucht gerichtet? Ich weiß es nicht! Es ist vielleicht eine Sehnsucht nach etwas, das nicht existiert. Vielleicht ist es eine Sehnsucht nach mir selbst. Danach, herauszufinden, wer ich bin, wenn ich niemand sein muss.

In der Vergangenheit zog mich meine Sehnsucht oft in die Ferne. Weg von dem Ort, an dem ich lebte. Weg von den Menschen, die ich kannte. Wenn ich Sehnsucht empfand, dann „sah“ ich mich immer in wilder Natur umgeben von Weite. Ich war allein. Um mich nur Wind, Sonne und Weite. Ich fühlte mich unbeschwert und wollte nirgendwo anders sein außer an diesem Sehnsuchtsort. War es Sehnsucht nach einem Ort? Oder nach einem Menschen? Sehnsucht nach mir? Ich fand die Sehnsucht nicht unangenehm, aber manchmal trieb sie mir Tränen in die Augen, in meinem Herzen zog es und ich verspürte einen sanften Schmerz. Mit jeder Zelle meines Körpers zog es mich fort ins Nichts. Doch ich wusste nicht wohin und blieb, wo ich war. Manchmal fühlte sich die Sehnsucht leicht an. Manchmal war sie schwer. Manchmal war sie vertraut. Und manchmal fühlte sie sich ganz anders an. Sie begleitete mich zuverlässig seit meinen Teenagerjahren. Sie tauchte mal öfter und mal seltener auf. Sie tauchte nie auf, wenn ich traurig war. Manchmal vermittelte sie mir ein Gefühl von Freiheit oder ließ mich frei fühlen. Freiheit erahnen.

Und während ich diese Zeilen schreibe und meiner ganz persönlichen Sehnsucht nachhänge, stelle ich fest, dass sie ruhig geworden ist. Sie hat sich von diesem drängenden und überflutenden Verlangen in eine ruhige Stille und Zuversicht verwandelt. Es fühlt sich an, als hätte sie ihren Platz in mir gefunden und nicht mehr das dringliche und alles überlagernde Bedürfnis sich bemerkbar zu machen. Sie ruht friedlich in mir. Sie ist ein Teil von mir.

Natty

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